Inneres Gespür für Stimmigkeit als Orientierung

Jeder Mensch ist einzigartig. Darin anerkannt zu werden, seinen Platz zu finden und sich in einem passenden Umfeld um diejenigen Aufgaben zu kümmern, die sich stimmig anfühlen, würde automatisch zu einem zufriedenen Leben führen, das wir als sinnvoll und erfüllend erleben.

Es würde nicht nur jedem und jeder für sich selbst Freude und Gelassenheit ermöglichen, sondern dies würde auch im persönlichen Umfeld spürbar werden und hätte positive Auswirkungen auf die Gesellschaft. Es würde uns auch ermöglichen, ein bescheideneres und nachhaltigeres Leben zu führen, weil ja unsere wichtigen Bedürfnisse alle abgedeckt wären und wir ohne unnötige materielle Wünsche auch friedlich miteinander im Einklang leben könnten.

Ich denke, wir könnten in dieser Hinsicht auch auf etwas Höheres vertrauen – ob wir dabei von Gott oder ganz einfach vom Leben sprechen wollen, ist nicht so wichtig: es täte uns allen und unserem Zusammenleben gut, daran zu glauben, dass es ganz bestimmt seine Richtigkeit mit der jeweiligen individuellen Einzigartigkeit jedes Menschen hat.

Vielleicht können wir uns die ganze Menschheit wie ein Puzzle vorstellen, in dem es auf jedes einzelne Teil in genau gleichem Ausmass ankommt, egal welche Form es hat und welchen Bildausschnitt es repräsentiert. Kein Puzzleteil ist wichtiger als die anderen und es braucht jedes einzelne am richtigen Platz!

Damit die Welt eine bessere wird und wir möglichst konstruktiv, friedlich und liebevoll darin leben können, bräuchte es also in erster Linie für alle von uns ein individuelles Streben nach Stimmigkeit. Und die Richtschnur, ob etwas stimmig ist oder nicht, finden wir in unserem Innern und allein dort. Leider wird uns der Zugang dazu oft von aussen verschüttet und wir fühlen uns verunsichert. Es braucht viel Nachspüren und die Befragung unseres Gewissens, immer wieder von Neuem, um unsere Einzigartigkeit auf immer stimmigere Weise leben zu können.

Weil wir uns alle als Kinder (in unterschiedlichem Ausmass) nicht so entwickeln konnten, wie es uns entsprochen hätte, suchen wir leider oft nach Dingen, Berufen oder Umfeldern, die wir eigentlich nicht brauchen und die uns auch nicht nur nicht glücklich, sondern eher unzufrieden machen. Manche gesellschaftlichen Normen, das mangelnde Respektieren unterschiedlicher menschlicher Wesensarten, ein angesichts der Individualität eigentlich sinnloses Konkurrenzdenken und der daraus entstehende Leistungsdruck verhindern, dass Menschen es wagen, ihr eigenes Leben zu führen. Stattdessen beherrschen Selbstwertprobleme, Statusdenken, Ellbogenmentalität, Machtstreben und Ressourcenanhäufung unser Denken und Handeln. Also ob irgendetwas davon uns gut täte! Wie schön wäre es, wenn wir uns stattdessen auf unsere Einzigartigkeit besinnen, unser Gespür für Stimmigkeit zum Kompass nehmen sowie allen anderen Menschen dasselbe zugestehen und aufs Leben vertrauen würden!

© Barbara Schumacher, inspeeratio.ch